Weser Kurier (25.04.2017)
von Gerd Klingeberg

Effektvolle Filmmusik? Oder „seriöses“ Solokonzert? Für Erich Wolfgang Korngold war dies kein Widerspruch. Der gefeierte Opernschreiber und oscarprämierte Filmkomponist war versiert genug, beides miteinander zu verbinden. Etwa bei seinem 1947 entstandenen Violinkonzert, das mit opulenter Klangfarbigkeit überzeugt, aber gleichwohl solistisch höchstes Niveau voraussetzt.

Kein Problem für die vielfach preisgekrönte Violinistin Tanja Becker-Bender, die dabei mit musikantischer Verve und Virtuosität, aber ebenso mit einfühlsamer, spannungsdichter Interpretation begeisterte. Anrührende Schwelgereien in plüschigen Klangwolken des romantischen Mittelsatzes, bei denen auch hörbare Lagenwechsel als unterstreichende Stilmittel eingesetzt wurden, kontrastierten auf eindrucksvolle Weise mit dem von Vitalität geprägten, energisch akzelerierenden Finale. Es schien, als würden sich die Solistin und das furios aufspielende Landesjugendorchester (LJO) Bremen wie bei einem ausgelassen konkurrierenden Galopp vor weiter Kulisse gegenseitig anfeuern. Das als Zugabe gespielte, mit allen geigerischen Raffinessen gespickte Capriccio Nr. 24 von Paganini unterstrich erneut Becker-Benders profunde Griff- und Bogentechnik.

Mit der Sinfonie Nr. 5 von Dmitri Schostakowitsch präsentierte das LJO Bremen als Ergebnis seines alljährlichen Oster-Workshops eine weitere anspruchsvolle Komposition, in der das im Vordergrund stehende Nebeneinander krasser Stimmungswechsel nachhaltig zum Ausdruck gebracht wurde. Unter dem charismatischen Dirigat von Stefan Geiger, der das große Orchester auch bei stark angezogenen Tempi sicher auf Spur hielt, gestalteten die noch jungen, sehr aufmerksam und engagiert agierenden Nachwuchsmusiker dynamisch differenzierte, durch sorgfältige Akzentuierung stets transparente Klangbilder von beeindruckender Konsistenz.

Resignation und Tristesse, aufwühlende Eruptionen energischen Aufbegehrens und bis ins nahezu Groteske übersteigerter, nicht selten von ironischem Unterton begleiteter Fortissimo-Heroismus wurden in präziser Intonierung und straffer Rhythmik nachempfunden. Die klangvolle Ausführung solistischer Partien aus verschiedenen Instrumentengruppen verdeutlichte den durchweg ausgezeichneten spieltechnischen Standard und sorgte für zusätzliche Glanzlichter. Tosender Applaus für eine in jeder Hinsicht ansprechende Leistung.